In den Wechseljahren verändert sich durch den sinkenden Östrogenspiegel nicht nur dein Zyklus. Vielleicht bemerkst du auch, dass sich dein Gefühl für die Stabilität beim Stehen und Gehen verändert.

Der Schwindel kann beim Drehen auftreten oder es fühlt sich an wie ein Schwanken als wenn man besoffen ist, vielleicht trifft auf dich auch eine „Schwäche“ oder Kraftlosigkeit zu oder du hast schonmal das Gefühl kurzzeitig nicht klar sehen zu können.

Diese Vielfalt hat einen Grund. Dein Gehirn hält dich nicht mit einem einzigen Sinn im Gleichgewicht, sondern ordnet fortlaufend Informationen aus mehreren Systemen. Wenn sich die hormonelle Lage verändert, verändert sich auch, wie diese Informationen gebildet, weitergeleitet und zusammengeführt werden. Wie stark und wie lange die Symptome spürbar sind, unterscheidet sich von Frau zu Frau. Stress, psychische Belastung und bestehende Erkrankungen können Beschwerden verstärken.

Die drei Systeme, die dich im Gleichgewicht halten

Du hast bestimmt schon mal vom vestibulären, visuellen oder propriozeptiven System gehört. Ein bisschen Theorie muss sein.

Das vestibuläre System beantwortet 2 Fragen:

  1. -WO ist unten/oben, also die Aufrichtung gegen die Schwerkraft
  2. -WO bewege ich mich hin?
  3. Es orientiert sich an der Schwerkraft und wenn es nicht „richtig“ funktioniert ist unser Gehirn „orientierungslos“.
  4. Es sitz im Innenohr und registriert jede Drehung, Neigung deines Kopfes, jede Beschleunigung und jedes Abbremsen. Dies geschieht fortlaufend. Diese Signale sind die Grundlage für unsere Orientierung.

In den Wechseljahren kann durch das Absinken des Östrogens, dieses System empfindlicher reagieren, es kann sein das ein Reiz stärker wahrgenommen werden oder die Verarbeitung dieser Reize anders abläuft. Dies führt dann zu Unsicherheiten.

Vielleicht hast du schon mal von den Bogengängen gehört? Diese teilen Rotationsbewegungen des Kopfes dem Gehirn mit. Die Markularorgane die horizontale (vor und zurück), vertikale (rauf und runter) Beschleunigung des Körpers. Der 8. Hirnnerv (Vestibulocochlearis) bringt die Informationen über das Gleichgewicht ins Gehirn.

 

Das visuelle System ist unser dominantes System.

70-90% der Sinneseindrücke die wir aufnehmen kommen vom visuellen System.

Da es sehr eng mit dem vestibular-System zusammenarbeitet kann man sie kaum trennen.

Die Hauptaufgaben sind u.a.:

  • schnellstmögliche System um Informationen aus der Umgebung aufzunehmen
  • verantwortlich für unsere Körperhaltung, kontrolliert bis zu 70%
  • das Gehirn gleicht so ständig ab, ob das, was du siehst, zu dem passt, was aus dem Innenohr gemeldet wird.
  •  

In den Wechseljahren können die Augen durch das sinkende Östrogen trockener werden. Dies führt zu Phasen mit verschwommenem sehen, brennenden Augen oder sogar zu einer stärkeren Lichtempfindlichkeit, dadurch wird die räumliche Einordung anstrengender und wird stärker gefordert, die Bilder ruhig zu halten und verlässlich zu interpretieren.

 

Das Propriozeptive System (Tiefensensibilität) ist eine 3-D- Karte unseres Körpers. Stell die einen Stadtplan vor, mit all seinen Straßen darin. Diese Wege geht das System ab und leitet so an das Gehirn weiter:

  • wie die Stellung der Gelenke, Muskeln und Sehnen im Raum ist
  • wo und wie wir stehen, wie viel Spannung gerade aufgebaut wird
  • ob die Beine gebeugt oder gestreckt sind
  • dadurch bekommt das Gehirn viele wichtige Informationen und kann so für mehr Sicherheit sorgen
  • die ganze Karte verändert sich permanent, wenn ich nur einen kleinen Teil verbessere z.B. durch eine neue Sportart, Training

In den Wechseljahren verändert sich auch hier die Signalverarbeitung. Es kann passieren das Reize anders gewichtet werden, Rückmeldungen verzögert ankommen oder sie werden vom Gehirn anders priorisiert. Und so kann das Gefühl entstehen obwohl ich sicher stehe, der sichere Stand fehlt.

 

Warum ist das Thema Gleichgewicht in den Wechseljahren wichtig?
Das Gleichgewicht ist keine Nebensache, sondern eine der zentralen Grundlagen für jede Bewegung. Es sorgt dafür, dass Abläufe automatisch gesteuert werden, ohne dass du darüber nachdenken musst. Vor allem ermöglicht es dir, dich gegen die Schwerkraft aufrecht zu halten

Wenn sich in den Wechseljahren durch den sinkenden Östrogenspiegel die Verarbeitung von Signalen verändert, betrifft das mehrere Ebenen gleichzeitig:

  • Das vestibuläre System
  • Das visuelle System.
  • Das propriozeptive

 

Wenn diese Systeme nicht mehr gut zusammenarbeiten, kann der Körper einen Teil seiner automatischen Steuerung verlieren. Das ist der Grund, warum Schwindel, Schwanken oder Kraftlosigkeit auftreten können und warum diese Symptome in den Wechseljahren so belastend sind.

Das Gleichgewicht hat eine Schlüsselfunktion: Es hält Bewegungen stabil, macht dich im Raum orientiert und schützt dich davor, Stürze zu riskieren.

 

 

Du hast eine Frage zu einem Thema in den Wechseljahren, zum Beispiel Gelenkschmerzen, Bewegungseinschränkungen oder Schwindel. In der 45-minütigen Online-Impulsberatung geht es genau um dieses eine Thema. Du bekommst einen klaren Impuls, den du in deinem Alltag praktisch umsetzen kannst.

Du willst die Zusammenhänge in den Wechseljahren besser verstehen und dich gezielt auf dein nächstes Arztgespräch vorbereiten? Dann hol dir meinen Guide für die Wechseljahre inklusive Checkliste für das Arztgespräch.

Eine Antwort

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert